KANN Verlag
           
   

neuerscheinungen sommer/herbst / new releases summer/autumn 2021

     
           
           
  Florian Haas Familie

FLORIAN HAAS.
Familie /
family

Text / essays
Florian Haas

Gestaltung / Design: Zylvia Auerbach und Florian Haas

     
  Deutsch / English, 387 Abbildungen / colour plates, Format / size 14,8 x 21 cm,
212 Seiten / pages, 4-farbig / colour, Euro 15,-
erschienen als / published as
Publikation Nr. 60 im KANN-Verlag, Frankfurt am Main, 2020/2021
ISBN 978-3-943619-98-0
       
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  Florian Haas Familie Inhalt        
  Florian Haas Familie        
  Florian Haas Familie        
  Florian Haas Familie        
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  Florian Haas Familie        
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  Florian Haas Familie        
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  Florian Haas Familie        
 

P r e s s e m i t t e i l u n g


Die Themenvielfalt des vorliegenden Kataloges »Familie – Wandarbeiten« entspricht der Vielseitigkeit seines Verfassers. Florian Haas, Maler und Initiator partizipativer Kunstprojekte widmet sich in diesem Katalog seiner Wandtapete »Blubberblasen«. Das Werk von Florian Haas besticht mit einer breiten Formenpalette. Malerei, Druckgrafik, Computerillustration, Text, Buchproduktion, Naturforschung, Imkerei, Kunstvermittlung, Lehre und performative Gruppenprojekte; der 1961 in Freiburg geborene Künstler arbeitet in einer Vielzahl an Medien, die er zudem technisch ausnahmslos beherrscht. Gleichwohl lässt sich der gemeinsame inhaltliche Nenner in Haas' facettenreichem Werk immer auf Fragen von Gesellschaft und Welt reduzieren. So liegt den Werkgruppen auch stets ein gesellschaftlich utopischer Ansatz zugrunde. Die konkrete Gestaltung von Gesellschaft durch Kunst ist der rote Faden, der sich durch sämtliche Werkgruppen und Aktionen zieht.

Florian Haas hat sich mit seiner Kindheit beschäftigt. Eine typische deutsche Nachkriegskindheit. Vor allem scheut er sich nicht, die Skelette auszugraben. Eine der schillerndsten Figuren auf der wechselvollen Reise durch zwei Jahrhunderte europäischer Geschichte ist Philipp Haas (1802–1874) Hirtenjunge, Schildermaler, Gastwirt und genialer Gründer einer der ersten Kuckucksuhren-Fabriken des Schwarzwalds [siehe Kapitel 18, Seiten 78–85]. Auf den Spuren der Vorfahren findet Florian Haas u. a. einen Urgroßvater, der die Flugblätter der Geschwister Scholl beseitigen ließ [Claudius von Schwerin (1880–1944) siehe Kapitel 1, Seiten 31–34] und einen Großvater, der über Rassentheorie promovierte und Stipendiat der Johnson Foundation for Medical Physics in Philadelphia war. Gleichzeitig belegt ein Schriftwechsel aus dem Jahr 1937 mit dem Kollegen Richard Jung, der wie Olaf von Schwerin ebenfalls Assistenzarzt an der Freiburger Psychiatrischen und Nervenklinik war und später Direktor der Neurologischen Universitätsklinik in Freiburg wurde, frühe Experimente und Grundlagenforschungen zur Neurophysiologie. [Olaf von Schwerin (1910–1945) siehe Grundlagenforschung Kapitel 43, Seiten 163–172].
Elke Haas, geb. Schwerin (1937–2002), hinterlässt ihrem Sohn Florian eine Mappe mit Briefen und Fotos. Kommentarlose Fragmente einer Vergangenheit, bei deren Betrachtung sich sehr viel mehr Fragen stellen, als es Erklärungen gibt. /////////////////////////////////////////////////////////////////////

 

The large variety of topics in this catalogue »Family – Wall Pieces« corresponds to the versatility of its author. This present publication by Florian Haas, painter and initiator of participatory art projects, is devoted to the series of »Blubber Bubbles« wall­papers. Florian Haas' work captivates the viewer with a wide range of shapes and forms in different types of genres. Painting, printmaking, computer illustration, writing, book production, nature research, beekeeping, art education, teaching and performative group projects; – the artist, born in Freiburg in 1961, works in a variety of media, all of which he has mastered without exception. Nevertheless, the common denominator in Florian Haas' multifaceted work may be traced back to questions of society and the world around us. Thus, the series of works often are based on a certain utopian approach. The tangible design of society through art is the common thread, connecting all of the artist's works and actions.

Florian Haas sets out to rediscover his childhood. A typical German post-war childhood. Above all, he is not afraid to dig up the skeletons. One of the most dazzling characters on this eventful journey through two centuries of European history is Philipp Haas (1802–1874) a shepherd boy, sign painter, innkeeper and ingenious founder of one of the Black Forest's first cuckoo clock factories [see Chapter 18, pages 78–85]. Following in the footsteps of his ancestors, Florian Haas finds a great-grand­father who has Sophie and Hans Scholl's leaflets removed [Claudius von Schwerin (1880–1944) see Chapter 1, pages 31–34] and a grandfather with a doctorate on race theory and a scholar­ship at the Johnson Foundation for Medical Physics in Philadelphia. All while simultaneously, as correspondence with colleague Richard Jung from Freiburg University Clinic attests, he is planning a technical apparatus for Neurophysiological experiments in 1937 [refer to Olaf von Schwerin (1910–1945) in "Basic Research" chapter 43, pages 163–172 ].

Elke Haas, née Schwerin (1937–2002) leaves a folder with letters and photos to her son Florian. Fragments of a past, without comments; on closer inspection, raising a lot of further questions: What exactly happened to Erika Sinauer, the Jewish legal scholar and assistant to ­Claudius von Schwerin? Or, how is it possible to study sciences and do basic research in Philadelphia, yet, when arriving back home – working as a so called scientist – to participate in neurophysiological experiments. All in the name of progress? How does one live with the schizophrenic two-pronged approach, where daily clinical practice entailed the participation in forms of euthanasia? Or, quite simply the question: Why was Mr. T. 's patient file [see pages 170 ff] left in the private documents of his doctor Olaf von Schwerin? Instead of being archived at the institute, where it would undoubtedly have belonged. To all of these questions, we are unlikely to ever get any answers, however. /////////////////////////////////////////////////////////////////////

 

 

 

Florian Haas, Familie 2020/2021 (aus dem Vorwort) //////////////////////////////////////////////

"Als ich mich vor zehn Jahren auf die Suche nach dem brüchigen Gewebe meiner Familiengeschichte begab, grub ich in den Archiven und las die Personalakten, Doktorarbeiten und Vorlesungen meiner Vorfahren. Und dann waren da noch die in alten Schuhkartons verwahrten Briefe und vergilbten Fotos. Die Kinderlocke meines Urgroßvaters Claudius fand ich zwischen den Blättern einer Speisekarte aus den unschuldigen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Mein größter Fund aber war eine Mappe mit den Kinderzeichnungen meines Vaters und seiner Geschwister. In der Familie Haas ging man sorgsam mit Kunst um. Meine Großmutter Gretel Haas hatte alles, was ihre Kinder gemalt hatten, in einer grauen Mappe gesammelt. Meine eigenen Kinderzeichnungen fand ich in einer Ecke des Speichers, wo sie meine Eltern für mich aufgehoben haben.

Es hat Jahre gedauert, bis die Familientapete fertig war. Tagelang saß ich vor dem Monitor und setzte meine Protagonisten in einem Zeichenprogramm zusammen. Jedes Detail musste ich mit der Maus nachzeichnen. Mit meinen digitalen Werkzeugen konstruierte ich die Umrisse meiner Familienwelt. Schlank und klein ist die Datei meiner Tapete. Mit ihren gerade mal 24 MB entspricht sie dem Foto einer Digitalkamera. Kein Pixel hat sich je in meine Vektorenwelt verirrt. Über einen Regler kann ich die Bilder transparent stellen, bis sie im Hintergrund verschwinden. Das gefällt mir. Viel besser aber gefällt mir, dass ich meine Familie unendlich skalieren kann. Ich kann sie zu einem gigantischen Werbeplakat aufblasen, auf dem jedes noch so kleine Detail zu erkennen ist, oder zu einer Nussschale schrumpfen lassen, auf der man nur noch mit der Lupe etwas sehen kann.

Als ich meine Tapete 2012 das erste Mal in der Galerie Strelow in Frankfurt gezeigt habe, verwechselten viele Besucher die Arbeit mit einer Tapete für das Kinderzimmer. Das freute mich. Die glatte Oberfläche des Computer­ausdrucks hatte alles geschluckt.
Meine Mutter, mein Vater, mein Groß­vater, mein Urgroßvater, sie alle sitzen in ihren Luftschiffen und tauchen aus der dunklen Vergangenheit auf. Sie sind dem Schwarzen Loch entkommen und fliegen auf der Tapete wie die Motten dem Licht entgegen. Doch wie sollte der Betrachter meiner Tapete jemals wissen, wer da an ihm vorbeischwebt? Wie sollte er jemals erfahren, wie alles miteinander zusammenhängt? Dieser Frage bin ich bisher elegant ausgewichen. Ich habe einen Comic ohne Sprechblasen gezeichnet. Meine Protagonisten blieben stumm.

»Wer schreibt, der bleibt« – ohne die Vorlesungen meines Urgroßvaters Claudius, ohne die Personalakte meines Großvaters Olaf, ohne die Manuskripte, Bücher, Nachrufe, Notizen, Briefe, Bruchstücke von Krankenakten, Stammbäumen und was mir sonst in die Hände gefallen ist, hätte ich mir kein Bild der Vergangenheit machen können. Ohne die Schriftstücke wäre von meinen Vorfahren nichts geblieben. Sie wären in den Weiten der Geschichte verschwunden. [...]

Der Weg führt mich zurück. Vom Bild zum Wort. Die verschlüsselte Syntax der Bildsprache auf meiner Tapete muss aufgelöst werden. Ich habe mich und meine Familie in Seifenblasen gepackt, die eigentlich in wenigen Sekunden platzen müssten. Doch auf meiner Tapete platzt keine Seifenblase. Meine Protagonisten sind in ihren kleinen Welten eingeschlossen. Bei mir löst sich niemand mehr einfach in Luft auf. Das habe ich ihnen verboten. Hier schleicht sich keiner davon. Alle schön hiergeblieben. Jetzt erzählt jeder seine Geschichte. Und bitte auch die Geschichten, die man eigentlich gar nicht erzählen darf: »Denn über die Familie spricht man nicht« – zumindest nicht über die dunklen Seiten. __FLORIAN HAAS //////////////////////////////////////////////

 

FLORIAN HAAS, Family 2020/2021 (foreword) //////////////////////////////////////////////

Ten years ago, when I began looking for the brittle tissue of my family history, I dug around in archives and read personnel files, doctoral theses and lectures of my ancestors. And then there were the letters, and yellowed photos stored in old shoeboxes. The childhood lock of my great-grandfather Claudius, I found between the pages of a menu from the innocent years, well before the First World War. My biggest find, however, was a folder of childhood drawings by my father and his siblings. The Haas family took care of their artworks. Gretel Haas, my grandmother, collected everything her children had painted in a grey folder. My own children's drawings I discovered in a corner of the attic, where my parents had kept them for me.
It took years to finish the "family wallpaper". For days on end, I sat in front of the monitor and assembled my protagonists with the help of a drawing program. I had to trace every detail with the mouse. With my digital tools I constructed the outlines of my family world. Slim and small is the file of my wallpaper. With just 24 MB, it corresponds to the photo of a digital camera. No pixel ever stumbled into my vector world. With a slider I can make the images transparent until they almost fade into the background. That pleases me. But, what I like above all: I'm able to infinitely scale my family. I can blow them up into a gigantic advertising poster – where every little detail becomes visible. Or, I'm able to shrink them to nutshell size – where you can discern detail with a magnifying glass, only.
In 2012 at Gallery Strelow in Frankfurt, when I showed my wallpaper for the first time, many visitors mistook the work for children's nursury wallpaper. I was glad to hear that. The smooth surface of the computer printout had swallowed everything up.
My mother, my father, my grandfather, my great-grandfather, they all emerge from the dark past, sitting in their little airships. They escaped the black hole, flying around on the wallpaper, moving like moths towards the light. Yet, how would spectators ever know who is floating past them? How would they ever know, how everything is connected? So far, I elegantly avoided this question. I drew a comic without the speech bubbles. My protagonists remained silent. (...)

"He who writes, stays" – without the lectures of my great-grandfather Claudius, without the personal file of my grandfather Olaf, without the manuscripts, books, obituaries, notes, letters, fragments of medical records, family trees and whatever else I could get my hands on, I would not have been able to create a picture of the past. Without the documents, nothing would have remained of my ancestors. They would have disappeared in the vastness of history.

The path leads me back. From images to letters. My wallpaper's encrypted syntax of Visual language needs to be decoded. My familiy and myself, I wrapped in soap bubbles. Bubbles, that actually might burst in a few seconds. Yet on my wallpaper no soap bubble ever bursts. My protagonists are trapped in their little worlds. No one can simply disappear into thin air, anymore. I've forbidden them to do that. Nobody sneaks out of here. Everyone, stay put. And tell your story. Those stories, also, that we shouldn't really be telling, please: "Because one doesn't talk about the family" – at least not about its darker side
. __FLORIAN HAAS //////////////////////////////////////////////

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FLORIAN HAAS.
Bilder und Projekte /
Paintings and Projects

mit Textbeiträgen von / with essays by
Dr. Holger Kube-Ventura, Martin Schmidl und
Heike Strelow

     
  Deutsch / English, 252 Abbildungen / colour plates, Format / size 23 x 16,5 cm,
192 Seiten / pages, 4-farbig / colour, Euro 27,-
erschienen als / published as
Publikation Nr. 9 im KANN-Verlag, Frankfurt am Main, 2009
ISBN 978-3-00-026297-5
       
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Es erscheint eine Vorzugsausgabe Nr.1 -12 dieses Künstlerkatalogs inklusive eines Unikats mit Pilzmotiv, signiert und nummeriert zum Preis von 290 Euro / A limited artists' edition No.1-12 of the catalogue together with an original mushroom miniature oil painting, signed and numbered, is published with the book for 290 EUR
     
         
         
         
         
         
         
           
 

P r e s s e m i t t e i l u n g


Ein einfaches katalogisiertes Verzeichnis seiner 20-jährigen Arbeit will Florian Haas in diesem Katalog zeigen: die Malerei, sowie die Arbeiten im Bereich der Druckgraphik, aber auch seine interventionistischen Gruppen projekte. Dies ist denn auch der erste Katalog, der sich die vielschichtige künstlerische Haltung in ihrer Gesamtheit zum Thema macht.

Einigen sicherlich bekannt durch seine Ausstellungen und Projekte mit der Künstlergruppe „Stadtimkerei finger“, stellt Florian Haas, zusammen mit Andreas Wolf seinen Bienenpfad ab Frühjahr 2009 erneut auf dem Dach des MMK in Frankfurt am Main vor. Ab Herbst dann auch in Berlin auf dem Dach der
Nationalgalerie.

Florian Haas ( * ´61) machte an der Kunstakademie Karlsruhe bei Professor Peter Dreher seinen Meisterschüler, bevor er 1990 nach Frankfurt kam. Zusammen mit Martin Schmidl betrieb er hier von 1990-2000 den „Ausstellungsraum“. Ab 1998 fanden die ersten „finger“-Projekte zusammen mit Martin Brandt, Claudia Hummel, Andreas Wolf und Martin Schmidl statt. 2007 gründeten Andreas Wolf und Florian Haas die „Stadtimkerei-finger“.

Gegliedert in drei große Abschnitte wird in der vorliegenden Publikation sowohl das malerische Werk, als auch die Arbeit im Bereich der Künstlerbücher und Druckgraphik, sowie die interventionistischen Gruppenprojekte dokumentiert. Der Künstlerkatalog wird be gleitet von einem Werkverzeichnis und einer ausführlichen Biographie.
In seinem einleitenden Text beschreibt Holger Kube Ventura, seit April Leiter des Frankfurter Kunstvereins, in wieweit das Changieren zwischen Autorenwerken und Gruppenprojekten typisch für Entwicklungen im Kunstfeld seit den frühen 90er Jahren ist. Im dritten Teil der Darstellung dieser Gruppenprojekte werden dokumentarische Abbildungen einzelner Arbeiten von kurzen Texten des Künstlers begleitet. Zusammen mit Martin Schmidls Textbeitrag über selbst organisierte Ausstellungspraxis der 90er Jahre stellt die Publikation nicht zuletzt auch eine Momentaufnahme des unabhänigen Ausstellungsbetriebs dar.
Entstanden in Zusammenarbeit zwischen Künstler und Graphikdesigner, versteht sich dieses Buch als ein Versuch das „Projekthafte der Malerei“ und den „Malerischen Aspekt der Gruppenprojekte“ in den Arbeiten von Florian Haas aufzuzeigen.

Es erscheint eine Vorzugsausgabe dieses Künstlerkatalogs inklusive eines Unikats mit Pilzmotiv
zum Preis von 290 Euro


Zylvia A. Auerbach

KANN-Verlag, Frankfurt am Main
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